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5                                  Die Notfallvorbereitungen für den totalen Stromausfall


Der Ausfall aller Stromquellen einschließlich der Notstromdiesel wird in der Reaktorsicherheit mit "totaler Stromausfall" (= station black-out) bezeichnet. Nach dem Ausfall der Notstromdiesel standen als Energiequelle nur noch die Notstrombatterien zur Verfügung, das sind mehr oder weniger große Mengen von Autobatterien, die zusammengeschaltet sind und mehrere Räume füllen. Dieser Batteriestrom wird in erster Linie dazu benötigt, um die Messtechnik zu betreiben, um soweit wie noch möglich einen Überblick über den Zustand der Anlage zu behalten und ggf. sinnvoll Maßnahmen zu ergreifen.


Man muss sich die Lage der Betriebsmannschaft einmal vor Augen führen. Das Reaktorschutzsystem sagt der Mannschaft ja nicht um welchen Störfall aus dem Störfallkatalog es sich handelt sondern sendet eine Unzahl von Signalen und Meldungen, aus denen die Betriebsmannschaft dann erkennen muss, was abläuft. Ein totaler Stromausfall zündet einen wahren Weihnachtsbaum an Warnlampen auf der Warte und es ist wirklich schwer, den Durchblick zu behalten. Nur jemand, der in einem Störfallsimulator einen derartigen Störfall durchgespielt hat, kann nachvollziehen, welches Trom
melfeuer an Informationen auf die Betriebsmannschaft einprasselt.


Da der Batteriestrom noch zur Verfügung steht, funktioniert auch das automatische Reaktorschutzsystem noch und es löst bei Überschreiten von Auslösewerten Aktionen der verschiedenen Syste
me des Reaktors aus, die zum Teil wegen des fehlenden Stroms nicht erfolgreich sind, aber manchmal doch, was weitere Fehlermeldungen nach sich zieht.


Grundsätzlich gilt, dass zum Betrieb eines Kernkraftwerks große Mengen Strom benötigt werden. Mit den riesigen Notstromdieseln ist es nicht möglich, die Hauptkühlmittelpumpen zu betreiben sondern nur die kleineren Nachkühlpumpen. Mit dem Batteriestrom kann man nur sehr begrenzt kleine Pumpen betreiben und das auch nur für kurze Zeit. Dies ist jedoch keine gute Idee, es ist besser den Batteriestrom aufzusparen für die Messtechnik und das Betätigen von Ventilen. Viele Erfolg versprechende Notfall-Maßnah
men beruhen auf dem Prinzip des "feed and bleed" (= einspeisen und verdampfen), das das Öffnen und Schließen von Ventilen erfordert. Die großen Ventile erfordern soviel Strom, dass man sie am besten mit Batteriestrom nur öffnet oder schließt aber nicht mehrfach betätigt.

Eine wichtige Maßnahme im Störfall, ist es den Druck im RDB und im Containment ab-zusenken, da sonst kein Kühlwasser eingespeist werden kann. Die Betreiber von Fukushima hatten das bereits bedacht und haben bei der Nachrüstung der kontrollierten Druckentlastung des Containments Ventile mit Luftdrucksteuerung eingebaut, die die Druckluft aus einem Druckluftspeicher beziehen. So wurde erreicht, dass auch bei wenig Batteriestrom diese Ventile von der Warte aus noch geöffnet oder geschlossen werden konnten. Wenn der Drucklufttank leer ist, besteht auch noch die Möglichkeit, die Ventile von Hand zu öffnen oder zu schließen - vorausgesetzt der Strahlungspegel lässt das noch zu.

Wie in Kapitel 2 dargelegt, ist der totale Stromausfall für die Anlagen in Fukushima noch nicht die totale Katastrophe, wenn es noch etwas Batteriestrom gibt und es der Mannschaft gelingt, damit in Block 1 das passive IC-System zu starten bzw. in Block 2 und Block 3 das passive RCIC-System zu starten und in Betreib zu halten. Solange diese passiven Systeme aufgrund der natürlich Kräfte bei der Kondensation in Betrieb bleiben und nicht von der Mannschaft oder der Leittechnik abgeschaltet werden, gewinnt man Zeit. Wenn in Fukushima alles gut gegangen wäre, hätte man 72 Stunden bis zum Eintritt der Kernschmelze zur Verfügung gehabt, wie es auch bei Block 2 der Fall war.

Diese Zeit steht der Mannschaft zur Verfügung, um an den vorhandenen Einspeisestutzen Feuerwehrautos anzuschließen, die mit Hilfe der Pumpe auf dem Auto und mit Schlauchverbindungen zu Tanks eine externe Einspeisung mit mobilem Gerät herstellen. Die externe Einspeisung ist dann in der Lage die Kernschmelze zu verhindern und den Kern langfristig zu kühlen: also kein großer Job, wenn man diese Maßnahme ordentlich vorbereitet hat und genug Gerät und trainierte Mannschaft zur Verfügung steht.

Stand es aber nicht.


In den 90er Jahren hat die US NRC eine Weisung herausgegeben, die Reaktoren vom Typ General Electric Mark I mit Notstromdieseln nachzurüsten und als finale Sicherheitsmaßnah
me die Stromversorgung mit mobilen Generatoren und die Kühlmittelversorgung mit mobilen Pumpen vorzubereiten mit entsprechenden Anschlüssen, Handlungsanweisungen für die Mannschaft zu erstellen und die Mannschaft entsprechend zu trainieren.


Es wäre deshalb zu erwarten, dass solche Maßnah
men auch in Fukushima vorbereitet waren. Angenommen, dies war der Fall, dann müsste in den Berichten stehen, wie viele mobile Gerätschaften pro Reaktor wo bereit standen, ob sie verfügbar waren und wie oft die Mannschaft diese Maßnahmen geübt haben. Kein Wort findet sich dazu!

Erst nach Ablauf der 72 Stunden und dem Eintreten der Kernschmelze wurden alle drei Reaktoren nach den ersten Anlaufschwierigkeiten über die "fire protection line" mit Kühlwasser versorgt. Bei dieser Leitung handelt es sich um die für die mobile Kühlwassereinspeisung vorgesehene Leitung, die in den 90er Jahren für die mobile Einspeisung für schwere Störfälle nachgerüstet worden ist.

In den Berichten findet man die Information, dass der Block 1 mit einer Feuerwehrpumpe nach 9 Stunden über diese Leitung aus einem Löschwassertank versorgt wurde. Dort findet sich auch der Hinweis, dass dies die einzige verfügbare Feuerwehrpumpe war und dass der Löschtank nach ca. 14 Stunden leer war.

 

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Da drängt sich der Verdacht auf, dass nicht genügend Löschwasser bevorratet war, dass es nicht pro Block zwei mobile Generatoren und Pumpen gab und dass diese Notversorgung nicht geübt wurde. Mit einem Wort: Der Betreiber hat die Nachrüstmaßnahmen für den totalen Stromausfall allenfalls unvollständig umgesetzt. Erst nach über einem Jahr ist TEPCO mit diesen Fakten herausgerückt und das auch nur in einem Bericht, der nicht ins Englische übersetzt wurde. 


Es ist ein schwerwiegender Fehler des Betreibers, dass er die Empfehlungen für Notfall-Maßnah
men für den Störfall "station black-out" nicht adäquat umgesetzt hat. (Betreiber-Fehler Nr.1)



 

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Petition
Abschaffung der GEZ
Keine Zwangsfinazierung

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